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Dieses Thema hat 12 Antworten
und wurde 248 mal aufgerufen
 Feder & Papier
Kayra Offline

Vermid


Beiträge: 15

21.05.2007 16:21
Dämonia - Die Gabe des Lebens (Kapitel 1) Antworten
Hallöchen, ich bin ganz frisch und neu hier und wurde von scherenauge (oder so, hab's nicht so mit Namen) hierher eingeladen und jetzt wollte ich mich hier mal etwas austoben. problem - ich bin zur Zeit relativ selten on, weil mir im Zuge meines Umzugs das Internet abhanden gekommen ist. Weiteres Problem - ich weiß gar nicht, ob mein Roman hier im richtigen Unterforum ist. Wenn ich mich 'verpostet' habe, dann tu's mir ganz arg leid..

Los geht's!

Name der Geschichte: Dämonia, Die Gabe des Lebens (1. Teil einer Trilogie)
Entsprechender Schreiberling: Ich
Datum: *urgs* 2005-2007 und momentan mit Teil 3 beschäftigt. JETZT geht's los =)




Dämonenspuren

Unter dem rötlichen Licht des vollen, blutroten Mondes schienen sich die steinernen Wände der strohgedeckten Häuser brennend dem Himmel entgegen zu strecken. Unzählige Sterne, die wie an unsichtbaren Fäden hingen, umkreisten den stolzen Himmelskönig, strahlten herab und erhellten den Vorhof der gewaltigen Festung.
Mit gezücktem Schwert durchquerte die Jungelfe Tila die schmalen Seitengassen, auf der Suche nach dem Dämon, dessen schwarzes Feuer sie angelockt hatte.

Das lange, silbrig blonde Haar umspielte in einer sanften Brise ihr Gesicht, während ihre Augen starr ins Dunkel gerichtet waren. Der einzige Laut, der regelmäßig die Stille durchbrach, war das Klopfen ihres Herzens.
Unsicher hob Tila die Blicke zum Himmel hinauf und glaubte flüchtig, einen schwarzen Schatten zu sehen, der von Dach zu Dach sprang und sich am Ende der Straße mit der Finsternis vereinigte, um für immer unerkannt zu bleiben. Doch diesmal würde ihn die Dunkelheit nicht vor dem Ende bewahren können.

Tila fuhr herum, strich sich das helle Haar aus dem Gesicht und schloss die Augen. Ihr feines Gehör nahm deutlich die wispernden Stimmen wahr, die den Dämon umgaben. Es war eine Ewigkeit her, seit sie die Fähigkeiten, Dämonen zu spüren, zu hören und aufzuspüren, von ihrem Vater geerbt hatte. Damals, als sie noch eine kleine Elfe gewesen war, die nichts als Spielen und Unsinn im Kopf hatte, hatte sie kein Interesse daran gehabt, in die Geheimnisse ihrer Familie eingeweiht zu werden. Doch nachdem ihr kleiner Bruder einem rachsüchtigen Dämon zum Opfer gefallen war, hatte sie ihre Jugend aufs Spiel gesetzt und verbissen versucht, alle Dämonen auszurotten, in der Hoffnung, den einen zu finden, der ihren Bruder auf dem Gewissen hatte.

Mittlerweile war Tila jedoch beinahe sicher, dass dieser Dämon nicht mehr am Leben war, oder sich so gut zu verbergen wusste, dass sie ihn niemals finden würde.

Langsam wand sie sich nach rechts und konzentrierte sich fester auf das Wispern, welches nur ihre feinen Elfenohren wahrnehmen konnten. Die anderen Elfen, die sie von dem Dämonen unterrichtet hatte, bewegten sich in sicherer Entfernung, beinahe lautlos durch die Nacht. Nur gelegentlich konnte ihr feines Gehör die federleichten Schritte wahrnehmen, die sich über den Boden bewegten und nur zu einer Elfe gehören konnten.
Blitzschnell hob sie die Lider und wand sich nach links. Immer schneller bewegten sich ihre Füße über den Boden. Ihre Beine schmerzten höllisch, doch die Hoffnung, den Dämonen schließlich zu fassen und in die Finsternis zurück schicken zu können, ließ sie den Schmerz vergessen.
Zu viele Tage war sie nun schon hinter diesem Dämon her, als dass sie sich von Erschöpfung und Müdigkeit bezwingen lassen durfte. Tila, die einer langen Reihe von Dämonenjägern entsprang, wusste sehr genau, wie sie einen Kampf mit einem Dämon vermeiden oder sehr schnell beenden konnte. Ein Grund, weshalb sie sich wenig darum sorgte, dass dieser Dämon möglicherweise gefährlich sein konnte.
Schwere Schritte drangen an die Ohren der Kriegerin. Mit einem Mal war sie sich beinahe sicher, dass sie den Dämon finden würde, wenn sie das Ende der Straße erreicht hatte. Die Hoffnung gab ihr neue Kraft und mit Mühe, Schweiß und Glück hatte sie wenige Minuten später das Ende der Straße erreicht, richtete sich vorsichtig auf und blickte über die mondbeschienene Straße zurück.
Während ihre Blicke in Sekundenschnelle über die Straße zurückhuschten, wusste sie bereits, dass sie nichts erblicken würde. Der Dämon musste sie ebenso wahrgenommen haben, wie sie ihn. Und noch während Tila diesen Gedanken dachte, hörte sie ein leises, schleifendes Geräusch.
Erschrocken entfuhr ihr ein heiserer Schrei und sofort legte sich eine Hand auf ihren Mund.
Winzige Atemwölkchen stiegen empor, als sie in blanker Angst nach ihrem Angreifer schlug, der sie herumdrehte, sanft ihre Handgelenke umschloss und sie mit dem Rücken gegen die Hauswand stieß. Entsetzt versuchte sie sich zu befreien, aber zwei starke Hände hatten sie förmlich an die Wand genagelt.

Tilas Herz setzte für einen Augenblick aus und als es wieder zu arbeiten begann, schlug es schneller als je zuvor.
"Wenn du schreist", flüsterte ihr eine sanfte Stimme ins Ohr, "muss ich dich töten."
Mit einem Schlag wurde der Elfe klar, dass sie einen Fehler begangen hatte. Einen Fehler, der sie nun das Leben kosten konnte. Sie hatte diesen Dämonen unterschätzt und nicht verstanden, dass sie seit einer Ewigkeit nicht mehr Jäger, sondern Beute war.
Ein Gefühl von Angst begann sich unheimlich und lautlos durch ihre Brust zu graben und in ihr Herz einzudringen. Langsam fühlte sie, wie die Furcht ihre Glieder lähmte und sie in einem fast erstarrten Zustand zurückließ. Grenzenloses Grauen ergriff Besitz von ihren Gedanken, die sich wie ein grauenvoller Strudel der Zerstörung durch ihren Geist bewegten und mehr und mehr Selbstzweifel in ihr auslösten.
Sanft löste sich die Hand aus ihrem Gesicht und mit einem tiefen Atemzug spürte die Elfe das Leben in ihren, vor Angst wie gelähmten Körper, zurückkehren.

Der Dämon, der sich schwarz und düster vor Tila erhob, hatte den Körper eines jungen Mannes. Doch so sehr sich die Elfe auch anstrengte, mehr als dies und sein langes, dunkelrotes Haar vermochte sie in der Dunkelheit nicht zu erkennen.

„Hm“, machte der Dämon und entblößte eine Reihe weißer Zähne, die im matten Mondlicht glänzten. „Wieso verfolgst du mich, Elfe?“
Tila versuchte ruckartig, sich aus seinem Griff zu winden, versagte jedoch und hob die Blicke zu seinem Gesicht. „Du bist ein Dämon und ich bin gekommen, um dich zu töten.“

Obwohl sie alles daran setzte, entschlossen zu klingen, wusste sie genau, dass ihre Stimme zitterte und der Dämon sie nicht ernst nehmen würde.
Ein düsteres Lächeln umspielte das Gesicht des Dämonen, als er mit seiner freien Hand die Kapuze herunterzog, sodass Tila ihm direkt in die Augen blicken konnte.
Nie zuvor hatte die Elfe direkt in das Antlitz eines Dämonen geblickt und nun, da sie sich nicht wehren konnte, war sie gezwungen, tief in seine glühenden, tiefroten Augen zu blicken. Der Rest seines Gesichtes war jung und wunderschön; das Gesicht eines jungen Kriegers, umrahmt von sehr langem, rotem Haar. Sein Gesicht wies feine, unmenschlich symmetrische und gerade Züge auf, deren Krönung seine dunkelroten Augen waren, die von einem inneren Feuer erleuchtet schienen.

„Hör zu“, sprach der Dämon mit sanfter, ruhiger Stimme. „Ich habe keine Zeit, um mich um dich zu kümmern. Wenn ich dich loslasse, wirst du keinen Laut von dir geben, bis ich verschwunden bin.“
„Wenn du mich loslässt“, schnappte die Elfe und verengte die Augen zu schmalen Schlitzen, um den Krieger im Dunkeln besser erkennen zu können. „Dann werde ich dich töten.“

Für einen schier unendlichen Moment hatten die beiden ungleichen Wesen ihre Blicke miteinander verschmolzen. Keiner wagte es, sich zu rühren und Tila verspürte das Gefühl unbändiger Angst, die ihren schmalen Körper zittern ließ. Was sie beunruhigte, war nicht die Tatsache, dass sie Angst hatte, sondern dass der Dämon es ebenfalls spürte.

„Ich könnte dich auf der Stelle töten“, antwortete der Dämon kalt.
Ein schwacher Hoffnungsfunken keimte langsam in Tilas Herzen auf. „Und warum tust du es nicht?“
Ein amüsiertes Lächeln huschte über das schmale Gesicht des Kriegers, aus dem jene glutroten Augen stachen, die ihn mystisch und unheimlich erschienen ließen. „Weil ich es nicht will. Denke dir einfach, dass dies unser Kräftemessen war und ich habe es gewonnen. Nun muss ich gehen.“ Sein Lächeln erstarb. „Und du solltest einen sinnvolleren Weg finden, dein Leben wegzuwerfen.“
Zögernd lockerte er seinen Griff um Tilas Hände und mit einer energischen Bewegung, stieß ihn die Elfe von sich. Schnell bückte sie sich, um ihr Schwert aufzuheben und hielt es vor sich ausgestreckt, direkt auf das Herz des Dämonen gerichtet.
„Bitte“, sprach der Dämon leise, ohne auch nur den Versuch zu starten, sich zu wehren. „Lass mich dieses Mal noch ziehen, Elfe. Ich kann nicht gegen dich kämpfen. Du wirst es irgendwann verstehen.“

Verwirrt blickte Tila den feindlichen Dämonen an. In seiner Stimme lag kein Zorn, keine Angst, nur die sanfte Bitte um sein Leben. Blinzelnd musterte sie den Krieger und versuchte die Lüge und den Verrat in seinen Blicken zu erkennen, suchte jedoch vergebens. Ein verzweifeltes Gefühl, zwischen ihren Gefühlen und Gedanken hin- und her gerissen zu sein, erwachte in ihrer Brust.
Flackernd senkte sie das Schwert und augenblicklich sackte der Dämon in die Knie. Seine Blicke waren fern und wirkten plötzlich stumpf und fremd. Eine seiner bleichen Hände hatte sich fest in den staubigen Boden gekrallt.

Wie ein greller Blitz durchzuckte es die Gedanken der Elfe. „Du bist verwundet“, murmelte sie, ließ das Schwert zu Boden sinken und kniete sich neben dem Dämonen nieder.

Sanft hob sie die Hand und legte sie auf den Umhang des Dämonen, der bereits schwer und nass von seinem eigenen Blut war.
Langsam wanderten ihre Blicke höher zu seinem Gesicht, in dem sie nun Schmerzen las, die sie in ihrem Eifer bisher übersehen haben musste.
„Tila!“

Erschrocken hob die Elfe den Kopf und blickte in das Gesicht einer zweiten Elfe, die mit einer dritten und vierten in Begleitung aus dem Dunkel getreten war.

„Nein!“, schnappte der Dämon, stieß Tila von sich und wollte nach seinem Schwert greifen, doch die Elfen waren wendiger und schneller.
Noch ehe der Dämon sich gänzlich aufrichten konnte, lag eine scharf geschliffene Elfenklinge an seiner Kehle und zwang ihn zum Erstarren.
Sanft fuhr eine der drei Elfen, die Tila seit vielen Jahren eine treue Freundin war und von allen stets nur Gilia genannt wurde, mit dem Schwert über den Hals des Dämonen und wartete, bis eine ihrer Gehilfen neben dem Dämon kniete, um seine Hände zu binden. Erst dann hob sie die Klinge sanft an und zwang ihn, ihr in die Augen zu blicken.
„Nun“, sagte sie und zauberte ein zufriedenes Lächeln auf ihr Gesicht. „Welch edler Fisch ist uns hier ins Netz geraten?“
Langsam begann sie mit der Klinge ihres Schwertes über den Hals des Dämonen hinabzustreichen, bis die Spitze ihres Schwertes direkt auf seinem Herzen lag und sie sicher sein konnte, dass der Dämon sich nicht bewegen würde. Erst dann streckte sie zögernd die Hand aus und strich dem Dämon über das Brustbein hinab, über einen prachtvollen, silbernen Anhänger, den er an einer massiven, silbernen Kette um den Hals trug.
Ein inneres Feuer ergriff Besitz vom Körper des Kriegers und ließ sein tiefrotes Haar in einer sanften Brise wehen, die scheinbar nur für ihn spürbar war.

Was Tila auf die Entfernung spürte, war lediglich die geballte Ladung Dunkelheit, die aus dem Nichts brach und ruckartig durch seinen Körper strömte, solange Gilia ihren Zeigefinger auf dem Silber ruhen ließ. Erst, nachdem sie spürte, dass der Dämon unaufhaltsam schwächer wurde und langsam die Hand hob, sackten die Haare des Kriegers über seine Schultern herab und mit ihnen sein Haupt, das nun deutlich Schwäche zeigte.
„Ein sehr edler Gast“, flüsterte die Elfe, erhob sich und wand sich mit gezücktem Schwert an ihre Gehilfinnen. „Bringt ihn ins Schloss und haltet ihn fest, bis ich entschieden habe, was wir mit einem so wertvollen Gast anstellen.“

Bestürzt betrachtete Tila, wie die beiden Elfen den Dämonen auf die Beine zerrten und in seinem geschwächten Zustand aufrecht hielten.
„Ihr könnt mich nicht festhalten“, sprach der Dämon ruhig und ließ zu, dass Gilia ihm das Haar aus dem Gesicht strich. „Ich kann nicht bleiben und ihr wisst es.“
Ein müdes Lächeln huschte über Gilias Gesicht. „Wir werden sehen. Doch zunächst wirst du unser Gast sein.“
In den Blicken des Dämonen glomm ein dunkles Feuer auf, ehe er sich widerstandslos abführen ließ.

„Wartet!“, schnappte Tila und sprang wenige Schritte vor, um vor dem Dämonen stehen zu bleiben. „Tu hättest mich töten können.“
Ein mildes, von Hoffnungslosigkeit zerfressenes Lächeln huschte über die sanften Züge des Dämonen. „Dein Tod hat keinen Sinn für mich. Solange du so wenig weißt, wie bisher, bist du vor dem Zauber der Dunkelheit sicher.. Vergib mir, dass ich dir deinen Kampf entsagt habe..“ Sein Lächeln erstarb und für den Bruchteil einer Sekunde trafen sich ihre Blicke, ehe der Krieger den Blickkontakt brach und wartete, bis die Elfe sich abgewandt hatte.
Die Worte des Dämonen hatten Tila weitaus mehr verunsichert, als er beabsichtigt hatte. Wieso hatte er sie nicht getötet, als er im Stande dazu gewesen war? Wieso hatte er sie gebeten, den Kampf nieder zu legen und stattdessen auf ihre nächste Begegnung zu warten? Solange du so wenig weißt, wie bisher, bist du vor dem Zauber der Dunkelheit sicher. Was hatten diese Worte zu bedeuten und welche dunklen Kräfte waren im Herzen des Dämonen am Werk?

Ein ungutes Gefühl beschlich die Elfe, während sie Gilias Blicken folgte, die eisern und kalt auf dem Dämonen hafteten, der langsam von zwei Elfenkriegerinnen fortgeführt wurde und trotz seiner dämonischen Fähigkeiten keinen Fluchtversuch wagte, sondern sich widerstandslos durch die Straßen abführen ließ.

Unsicher wand sie sich um. „Gilia?“ Ihre Stimme klang unsicher und verlor sich in der weiten Finsternis der Nacht.
Gilia schüttelte grob den Kopf, während sie ihr Schwert langsam zurück in die Lederscheide schob. „Du hättest es nicht alleine mit einem so mächtigen Dämon aufnehmen dürfen, Tila.“
„Aber er hat mich nicht angegriffen“, erwiderte die Jungelfe zögernd. „Er wollte nur am Leben bleiben und diese Stadt verlassen, ohne um sein Leben kämpfen zu müssen. Es ist nicht richtig, dass-“
Ein eisiges Funkeln trat in Gilias eisblaue Augen. „Es ist richtig. Dämon ist Dämon! Hast du unsere Schwüre vergessen? Wir wollen Gerechtigkeit bringen. Und Dämonen sind Krieger der Finsternis.“ Sie zögerte. „Sie sind nicht wie wir.“
Ein Gefühl von Traurigkeit begann sich langsam durch Tilas Körper zu schleichen, bis in ihr das Wissen erwachte, dass irgendetwas nicht mit rechten Dingen zuging.

„Vielleicht solltest du dich hinlegen und versuchen, nicht weiter über den Vorfall nachzudenken“, murmelte Gilia und wand sich zum Gehen. „Es wäre das Beste, denke ich. Ruh dich aus kläre deine Gedanken. Dieser Dämon ist nicht für dich.“
Mit einem letzten, kühlen Nicken, begann die Elfe durch die kalten Straßen zu schreiten. Ihr dunkelblonder Zopf fiel ihr locker über die Schulter hinab, während sie mit der Anmut der Elfen in der Dunkelheit verschwand und Tila in ihrer Einsamkeit zurück ließ.
Langsam wand sich Tila ins Dunkel und wollte den Elfen nach, kam jedoch nicht weit, da eine sanfte Brise ihre Spuren verwischt hatten.
Für heute konnte sie nichts mehr ausrichten und sobald die Sonne aufgehen würde, würde etwas geschehen. Es war ein inneres Gefühl, dass ihr sagte, dass bald etwas passieren würde, was ihr Leben grundlegend verändern konnte und doch wusste sie nicht, ob sie dieses Gefühl herbeisehnen oder verfluchen sollte.

Mit lautlosen Schritten lief sie durch die menschenleeren Gassen, bis zum Schloss hinauf und hoch in den Turm, in dem ihr Zimmer lag. Die Tür quietschte leise und schwang schließlich ohne Widerstand auf. Auf dem Weg zum Bett ließ die Elfe noch Kleider und Schwert fallen und sank müde in die Kissen. Ihr Atem ging ruhig und trotzdem spürte sie, wie selbst das Atmen sie müde machte. An diesem Tag hatte sie viel geleistet und sich ihre Ruhe verdient. Sie war müde von der Aufregung und trotzdem dauerte es lange, bis sie den ersehnten Schlaf fand.
Riffeth G. Hole Offline

Samsa



Beiträge: 2.349

21.05.2007 16:50
#2 RE: Dämonia - Die Gabe des Lebens (Kapitel 1) Antworten

Wie ich schon sagte, toller Schreibstil, schöne Metaphern und oft das wort "wie"

um etwas über die Storyline sagen zu können, müsste ich wohl mehr zu lesen bekommen *fg*

Ja, dieses unterforum ist nur für das eine meine Buch da, weil sonst der arme Feder&Papier Thread so mit den ganzen Kapitelangaben zugemüllt ist ...
wenn du mehr Platz als einen Thread brauchst, werd ich dir einen eigenen Bereich, wo du all dein geschreibsel hineinplatzieren kannst eröffnen, wenn du mit diesem einen Thread zurechtkommst, passt das auch

Gruß,
Hole

/Topic moved/


Aktion - Reaktion

Kayra Offline

Vermid


Beiträge: 15

21.05.2007 16:54
#3 RE: Dämonia - Die Gabe des Lebens (Kapitel 1) Antworten

Hachja, geliebte Verwirrung =)
Ich danke Dir für das Verschieben. In neuen Foren bin ich anfangs immer etwas verwirrt. das legt sich dann aber. Ich kann gerne mehr posten, aber ich habe hier leider gerade nichts am PC. Und bis mein Internet drüben an meinem Rechner nicht verfügbar ist, wird da nichts draus. Aber dann - ja dann! - wirst du dir wünschen, nicht um mehr gebeten zu haben. *lach*

Riffeth G. Hole Offline

Samsa



Beiträge: 2.349

21.05.2007 17:48
#4 RE: Dämonia - Die Gabe des Lebens (Kapitel 1) Antworten

lol.

Verwirrung am Neubeginn bei Foren ist immer da.
Geht mir in schreibträume genauso, gerade.

Man lebt sich ein, bei Foren mit so vielen Posts ist das normal

Gruß,
Hole


Aktion - Reaktion

Kayra Offline

Vermid


Beiträge: 15

06.06.2007 22:16
#5 RE: Dämonia - Die Gabe des Lebens (Kapitel 1) Antworten
Ja, nuja! Hab jetzt Internet und bin regelmäßig hier und werde dementsprechend auch mehr schreiben ab heute =)

Achso, soll ich für jedes Kapitel n Eigenthema aufmachen oder kann ich sie mit genügend Abstand alle hier rein posten?
Chef, sag was!
Riffeth G. Hole Offline

Samsa



Beiträge: 2.349

06.06.2007 23:09
#6 RE: Dämonia - Die Gabe des Lebens (Kapitel 1) Antworten

poste sie ruhig hier rein, wenn es den Rahmen sprengt, mach ich dir einen eigenen Bereich auf


Aktion - Reaktion

Kayra Offline

Vermid


Beiträge: 15

07.06.2007 11:08
#7 RE: Dämonia - Die Gabe des Lebens (Kapitel 1) Antworten

Okay, dann sprenge ich mal^^ Warnung, denn es ist ein Dreiteiler


Das Auge des Drachen

Als die ersten schneeweißen Sonnenstrahlen durch das staubige Turmfenster in den dahinter liegenden Raum fielen, erwachte Tila aus einem letzten, verwirrenden Traum. Sofort drangen die Ereignisse der vergangenen Tage wieder auf sie ein, sodass sie sich am liebsten schützend unter der Decke verborgen hätte. Doch schließlich, nach einer Weile, in der sie reglos zur Decke empor geblickt hatte, schwang sie sich aus dem Bett, lief zu dem hölzernen Kleiderschrank und schlüpfte in frische Kleidung, ehe sie zu dem Steinkrug lief, in dem sich klares Wasser befand, mit dem sie ihr Gesicht und ihre Hände wusch. Auf ihrer heißen Elfenhaut fühlte sich das Wasser unglaublich kühl und erfrischend an. Leicht, wie ein Strom aus Silber floss es über ihre Finger und erfrischte sie von innen heraus.
Behutsam stellte sie den Krug zurück auf das Regal und öffnete die Tür.
Auf dem Korridor roch es unangenehm, nach verbranntem Stoff. Mit angehaltenem Atem hastete die Elfe über den Flur und wagte erst aufzuatmen, als der beißende Geruch nicht mehr in ihrer Nase schmerzte.
Ihre Stiefel klackerten auf dem Steinboden, der das Echo ungeheuer verstärkt zurückwarf. Dunkel Schatten huschten über die Wände und drohten die Aufmerksamkeit des Lichtwesens auf sich zu ziehen, doch im letzten Moment wand sie sich lächelnd ab und hastete, am Thronsaal vorbei, auf das Portal zu.
Die Elfe wand sich um und rannte hinab. Die gleißende Dunkelheit umhüllte sie, wie ein schweres, seidenes Tuch, umschmeichelte ihre Haut und spielte mit ihr. Sie schloss die Augen und lief immer weiter. Die Kreaturen der Finsternis, die die Herrscherin im Inneren der Feste gefangen hielt, fletschten die Zähne, knurrten, klefften, jaulten und bellten. Tila kümmerte es nicht. Sie rannte durch die dunklen Korridore, tief unter der Festung, und wagte es nicht, stehen zu bleiben oder sich auch nur umzudrehen. Ihr Herz raste, aber sie spürte nun eindeutig etwas Fremdartiges in den Mauern. Etwas so fernes, dass ihr dennoch unglaublich bekannt vorkam. Der Dämon musste ihr bereits sehr nahe sein, denn sie konnte deutlich seine Gegenwart spüren.
Der Korridor endete in einer Biegung und Tila prallte hart mit einem Mann zusammen, der vor einer Holztür stand und wache hielt. Erschrocken taumelte sie zurück, flüchtete sich in ein verzeihendes Lächeln und stammelte eine leise Entschuldigung.
Mit ernsten Blicken nickte der Wachmann und nahm augenblicklich seine alte Position ein.
"Verzeihung", setzte Tila nach einer Weile leise an. "Der fremde Krieger, ist er - ?" Sie deutete auf die Holztür und der Krieger nickte. "Ich..."
Ein Lächeln huschte über das Gesicht des Wächters. "Geh hinein, doch sei auf der Hut." Er räusperte sich. "Und halte Abstand."
Dankbar lächelte die Elfe und wartete, bis der Wächter die Tür geöffnet hatte, ehe sie in dem anliegenden Raum verschwand.
Der Raum dahinter war dunkel. Nein, nicht dunkel. Dunkel war etwas anderes. Dieses Zimmer war finster. Die Mauern bestanden aus Stein, der schwarz wie die Nacht war. Und auch die Fackeln, die an den Wänden hingen, schienen den Raum nicht im Geringsten zu erhellen. Sie warfen lediglich schwarze Schatten an die Wände, die den Raum noch unheimlicher erscheinen ließen. Bei dem Anblick lief es der Elfe eiskalt den Rücken hinab. Dass so etwas unter dem Schloss lag, hatte sie nicht gewusst.
Noch immer stand sie reglos in der Tür, schloss die Augen und zähle in Gedanken bis drei, ehe sie die Kraft fand, nach dem Dämon zu suchen.
Ihre Blicke wanderten über die nackten Wände bis hin zu einer Stelle, die von sechs hellblauen Kristallen gekennzeichnet war. Sie waren in einem symmetrischen Sechseck um einen Tisch platziert, der zu einer geborenen Kralle geformt war. Tatsächlich wirkte der Tisch wie die Klaue eines gewaltigen Dämons, die sich durch den Grund gefressen hatte und schließlich zu Stein erstarrt war. In den verkrümmten Fingern lag ein glänzender, scharf geschliffener Kristall, in dem sich ein winziger, dünner Lichtstrahl brach und durch den Raum zurückgeworfen wurde. Zurückgeworfen zu der Kette, die der Dämon trug.
Tila schluckte. Der Dämon, der ihr am Vorabend das Leben geschenkt und dafür mit seiner Freiheit bezahlt hatte, hing in tausend hauchdünnen Fäden, die wirkten, als ließen sie die magische Zauberkraft der Elfen erstrahlen. Seine Arme, Beine, Hände und Finger waren von dem festen, weißen Band umwickelt und hielten seinen Körper in einer aufrechten Position.
Sein unendlich langes, glänzendes Haar fiel ihm strähnig ins Gesicht und verdeckte seine geschlossenen Augen. Nur das Amulett, welches er noch immer um den Hals trug, zeugte von einer schwachen Regung. Der dünne Strahl, den der Elfenkristall in den Raum warf brach sich in dem tiefschwarzen Stein und warf ein schwächeres, rötliches Licht zurück.
Der Dämon selbst schien unversehrt zu sein.
„Entschuldige..“, flüsterte Tila in den Raum und glaubte zu spüren, dass ihr die Angst die Kehle abschnürte.
Vom Körper des Dämonen ging keine Regung aus. Nur ein schwaches Zucken seiner Augenlider offenbarte Tila, dass er am Leben war.
Zögernd trat sie wenige Schritte in den Raum und hob die rechte Hand, um dem Dämon das Haar zurück zu streichen. „Was habe ich nur angerichtet..?“
Ihre Blicke musterten traurig den stolzen Körper des jungen Kriegers, betrachteten sein Gesicht, sein Haar, seinen Hals und schließlich die Silberkette, die den Lichtstrahl aus dem Elfenkristall bündelte und zurück warf. Blinzelnd senkte sie ihre Hand darauf und strich sanft mit dem Zeigefinger über das glatte Eisen, bis der gleißende Strahl, der aus dem Inneren des Edelsteines brach, der in ein silbernes Amulett gefasst war, zu flackern und schließlich zu erlischen begann.
Ein tiefes Seufzen kam über die Lippen des Kriegers. Kränklich, erschöpft und unendlich müde hob der Krieger die flackernden Lider und blicke aus getrübten, dunkelroten Augen lange Zeit auf den Steinboden, ehe er unter einem tiefen Stöhnen die Kraft fand, sein Haupt anzuheben.
Hilfesuchend tasteten sich seine Blicke durch den Raum und blieben auf Tilas besorgtem Gesicht hängen.
Ein tiefer Atemzug kam über seine Lippen, als sein Haupt langsam wieder herab sackte und sein Haar vor sein Gesicht fiel.
„Nein, nein“, murmelte Tila, streckte beide Hände aus und hob sanft das Gesicht des Kriegers an. „Du musst bei Bewusstsein bleiben.“
Ein müder, abgeschlaffter Ausdruck zog sich über das Gesicht des Dämonen. „Die kleine Elfe..“
Tila zwang sich, trotz des Zitterns zu einem Lächeln, ehe sie die Kraft fand, den Krieger erneut anzusprechen. „Es tut mir so leid, was dir angetan wurde.“
„Dir hat nichts leid zu tun. Alles was du getan hast, hat dir dein Herz geraten und vielleicht ist dies der Grund, weshalb meines versucht, dieses Schicksal zu ertragen.“
Sehr langsam beschlich die Elfe ein Gefühl von Angst. Mit welchem Recht hatte sie den Krieger zu dieser Strafe verdammt, nachdem er ihr das Leben geschenkt hatte?
„Wie fühlst du dich?“, murmelte sie schließlich und vermied ängstlich jeglichen Blickkontakt zu dem Krieger.
„Ich spüre nichts“, antwortete der Krieger und versuchte langsam seine Finger zu bewegen. Die Augen fest auf seine unkoordinierten Bewegungen gerichtet, senkte er die Stimme und fuhr langsam fort. „Der Stein schützt mich vor Schmerz. Ich fühle lediglich die Müdigkeit, die er in meiner Brust hinterlässt. Aber keinen Schmerz.“
Tila lauschte seinen Worten und ließ ihre Augen umher wandern, bis sie auf dem silbernen Amulett ruhen blieben. Die beiden, ineinander verschlungenen Silberdrachen hatten je eine Klaue ausgestreckt, in der sie einen tiefschwarzen, zum Halbmond geformten Kristall trugen, in dessen Inneren rote Nebel waberten.
„Ich glaube, dass ich diesen Stein vor einer Ewigkeit schon einmal gesehen habe.“
„Jedes unsterbliche Wesen kennt diesen Stein.“ Der Dämon rang sich ein Lächeln ab. „Und alle fürchten ihn.“
Mit zwei Fingern tastete die Elfe über den Stein, der sich in den Pranken der feingegliederten Reptilien befand und zuckte zurück, als ihre Augen ausmachten, wie sich die feinen, rötlichen Fäden im Inneren des Steines zu bewegen schienen.
„Fürchtest du ihn nicht, Dämon?“
„Kayra“, verbesserte der Krieger. „Mein Name ist Kayra. Erweise mir wenigstens die Ehre, mich bei meinem Namen zu nennen und deinen erfahren zu dürfen.“
Gegen besseren Wissens, erwiderte die Elfe das Lächeln des Kriegers und ließ ihre Blicke über sein Gesicht wandern. „Mein Name ist Tila.“
„Tila“, stimmte Kayra zu und sein Lächeln wurde zufriedener. „Ich fürchte diesen Stein mehr als du und alle magischen Wesen. Ich fürchte ihn mehr als den Tod.“
„Warum legst du ihn nicht ab?“
Langsam wich das Lächeln des Dämonen einem ernsten Ausdruck, der sich wie ein dunkles Feuer über sein Gesicht ausbreitete. Seine Blicke gruben sich tief in die der Elfe und ein inneres Feuer begann in seinen Blicken zu erglimmen und sich wie ein Abbild des Fegefeuers durch seine Augen zu ziehen, bis sie in ein sanftes, rotes Glühen verfallen waren.
„Versuch es“, murmelte er und neigte den Kopf leicht zur Seite, dass Tila den Verschluss der Kette sehen konnte. „Nimm ihn mir ab. Ich habe es so oft versucht. Niemand kann mir diesen Stein abnehmen. Niemand.“
Unsicher hob Tila die Blicke. In ihrer Brust keimte eine gestaltenlose Furcht auf, die sie nicht niederzukämpfen vermochte. Was geschah, wenn sie den Stein berührte, den Kayra so sehr fürchtete?
Zaghaft hob sie die linke Hand an die Kette und strich sanft über das feingegliederte Silber, ehe sie die zweite Hand ebenfalls hob und beide an den Verschluss legte.
Sanft warf Kayra den Kopf in den Nacken und schloss sanft die Augen. Tilas Finger begannen behutsam das kalte Silber zu fassen, festzuhalten und an dem Verschluss entlang zu fahren, ehe sie sich daran machte, ihn zu öffnen und zurückschreckte. Aus dem Stein zuckte ein roter Blitz, kaum größer als ihr Finger, doch stark genug, um einen brennenden Kratzer auf ihrer Hand zu hinterlassen. Zwei weitere, feuerrote Blitze, dünn wie ein Haar, zuckten aus dem Stein und direkt in den Körper des Dämonen hinein.
Erschrocken hob sie den Finger an die Lippen und wich einen Schritt zurück, ohne den Dämonen aus den Augen zu lassen.
Kayra hatte flackernd beide Augen geschlossen und seine Muskeln angespannt, um der Kraft des Steins stand zu halten, bis die letzten Blitze vergangen waren und er sich entspannen konnte.
Sanft legte er den Kopf nach vorne, rang sich ein erschöpftes Lächeln ab und ließ sein Lächeln verblassen, ehe sein Haar vor sein Gesicht fiel.
„Dieser Stein hat mir alles genommen, was in meinem Leben von Bedeutung war. Nicht nur meine Gefühle, er kontrolliert auch meine Seele und brennt sich unaufhaltsam in mein Herz, bis er stärker ist als ich und ich zu schwach, um ihn zu halten. Es ist ein Geben und Nehmen. Ich habe ihn angelegt, als ich im Sterben lag und er verlängerte mein Leben. Im Gegenzug ist mein Herzschlag die Energie, die seine Kraft aufrecht erhält. Er und ich sind untrennbar miteinander verbunden, bis einer von uns den Bann löst und sich opfert, um dieses Unrecht zu sühnen.“ Kayras Blicke hoben sich sanft und brannten sich in die der Elfe. „Er lässt mich nicht sterben, solange er meinen Körper braucht und ich trage ihn, weil er immerzu nach einem Träger sucht, von dessen Machtgier er sich nähren kann. Und doch bin ich, seit ich ihn trage, nur ein Geschöpf, halb des Lichtes, halb der Nacht und verdammt zu eisiger Stille.“
In den Worten des Kriegers schwang tiefe Bitterkeit, die nur von der Düsternis in seinen Blicken übertroffen und unschädlich gemacht wurden.
Sanft begann sich das Wissen um das Rätsel zu regen, das sich Tila seit dem vergangenem Abend gestellt hatte. Gilia hatte Kayra als edlen Gast bezeichnet und möglicherweise sofort gewusst, wer er war und was dort um seinen Hals lag. Und auch im Kopf der Elfe begann sich langsam das Wissen um die Finsternis des Amuletts zu regen.
„Es ist das Auge des Drachen“, flüsterte sie mit zitternder Stimme. „Ist es wahr? Bist du der letzte Träger seiner dunklen Macht?“
„Ich bin keine Gefahr für dich, Tila“, antwortete Kayra gelassen. „Ich bin für niemanden eine Gefahr und könnte ich, würde ich aus eigener Kraft sterben, nur um dieses Erlischen meiner Seele aufzuhalten und die Macht des Steins zu brechen. Aber ganz gleich, was ich versuche, er hält mich am Leben und wird mich am Leben halten, bis ich meine Aufgabe erfüllt habe und sich der Stein in die Hände eines Anderen wünscht. Erst wenn dieser Tag kommt, wird er mich an den Wunden, die ich mir unter seinem Einfluss zugefügt habe, sterben lassen. Erst dann werde ich frei sein und mein Leiden ein Ende haben.“
Langsam begann in Tilas Brust das Wissen zu wachsen, welches Unrecht sie Kayra angetan hatte. Ohne zu wissen, welche grauenvolle Aufgabe er übernommen hatte, war sie auf ihn losgegangen, wie besessen von dem Wunsch, sein Blut an ihrer Klinge glitzern zu sehen. Und niemals hätte sie erwartet, einem so einzigartigen Geschöpf zu begegnen und niemals, dass ein Dämon mit einem dunklen Herzen die Aufgabe übernehmen würde, die Welt vor der Finsternis des Drachenauges zu schützen. Ebenso wie alle Elfen kannte auch sie, die alten Legenden, die sich um das Amulett rankten und eine schlimmer und grausamer als die andere waren.
So hieß es, dass der Träger des Steins, seine Seele und seinen Leib mit dem Stein verschmolz, um eins mit ihm zu bestehen oder zu Grunde zu gehen: Versagte das Herz, erlosch die Macht des Steins; erlosch die Kraft des Steins, starb der Träger. Fortan hieß es, führte der Auserwählte ewiglich ein Leben zwischen den Schatten der Dämmerung, dem Tod seiner Seele und den Schatten aus Himmel und Hölle, die auf ihn hinabsausten, um ihm mit scharfen Schnäbeln das Herz aus der Brust zu picken.
Die Mythen und Legenden, die sich um dieses, in den alten Elfentempeln über Jahrhunderte hinweg geschmiedete Stück rankten, waren älter als die Sagen um Drachen und Greife, die Tila als kleines Kind zugetragen wurden. Und bisher war sie möglicherweise auch längst veraltet und überfällig geworden und dennoch konnte sich Tila daran erinnern, als wäre es gestern gewesen, als ihr Großvater sie genommen, auf seinen Schoß gesetzt und ihr von den Dienern des Steins erzählt hatte, die aus Schatten und Nebel bestanden. Damals hatte sie, wie alle, angenommen, dass es sich um ein Märchen handelte, um die alten Riten aufrecht zu erhalten und den Kindern Angst zu machen. Und nun, so viele Menschenjahre später, traf sie das einzige Wesen, welches diesen Trugschluss aufdecken konnte – und dieser war ihr direkt in die Arme gelaufen.
„Ich wusste nicht, wer du bist“, flüsterte Tila und vermied es vor Scham, die Blicke zu heben. „Und hätte ich es gewusst, hätte ich nicht glauben wollen, dass so etwas möglich ist.“
„Möglich ist alles, was deine Augen nicht sehen und deine Ohren nicht wahrnehmen können. Die schwarzen Seelen, die unentwegt deine Haut streifen sind ebenso real, wie die Kälte, die du dabei auf deinem Nacken spürst. Alles, was du nicht wahrhaben willst, weil die Vorstellung zu grausam ist, ist wirklich und nur einen Atemzug entfernt von dir.“
Ruckartig hob Tila den Kopf und wich erschrocken einen Schritt zurück. „Warum tust du das?“, flüsterte sie erstickt. „Warum quälst du mich? Wenn du willst, dass ich dein Leiden verstehe, dann kannst du aufhören! Ich habe es verstanden.“
„Ich will dein Leiden nicht, Tila.“ Kayras Stimme klang sanft, beinahe liebevoll. „Und ich kann nicht verlangen, dass du mich verstehst. Ich wollte dir nicht weh tun, oder dich verunsichern. Alles was ich wollte, ist dir zeigen, dass es weitaus mehr gibt, als du sehen kannst.“
„Und wie weit kannst du sehen?“, fragte Tila und wagte sich wieder bis auf wenige Schritte an den Dämon heran. „Was siehst du als Dämon, was eine Elfe nie sehen könnte?“
Mit einem düsteren Lächeln beugte sich Kayra soweit vor, wie es die dürren Fäden, die in seine Haut schnitten zuließen. „Dämonen sehen, riechen und fühlen all deine Emotionen. Sie blicken durch deine Haut, deine Kleider, deine Knochen, direkt in dein Herz und was sie finden, gibt ihnen Kraft. Aber ich habe diese Fähigkeiten mit der Zeit verlernt. Als Lísiarn waren diese Kräfte bei mir jedoch nie sonderlich gut ausgeprägt.“
„Ein Lísiarn? Du bist ein Winddämon?“
„Ja, das bin ich.“ Ein müdes Lächeln erhellte das Gesicht des Kriegers. „Ein verstoßener Lísiarn.“
„Hm“, machte Tila. „Wie lange bist du schon auf der Flucht?“
„Schon viel zu lange, um noch zählen zu können. Aber dies ist kein Grund, Mitleid mit mir zu empfinden. Als ich diesen Weg wählte wusste ich, was mich erwartet und ich tat es dennoch. Und als ich dich gestern traf wusste ich auch, dass wir uns heute hier wiedersehen werden, obwohl ich gehofft habe, dass du anders handelst. Aber das sterbliche Schicksal scheint zu fest verankert zu sein, als dass ein Wille reichen könnte, um es zu brechen.“
Seine Worte machten nicht den Anschein, als würde er versuchen, Tila ein schlechtes Gewissen einzureden und dennoch fühlte sie sich in jenem Augenblick, als sie seine Worte in ihren Körper aufnahm, wie ein Verräter der Gerechtigkeit. Denn hätte sie gewusst, um was es in ihren Entscheidungen ging, hätte sie sicher einen anderen Weg gewählt.
Und nun begann das schlechte Gewissen an ihr zu nagen.
„Vielleicht sollte ich dich gehen lassen“, murmelte sie und streckte erneut die Hand aus, um dem Dämonen das Haar zurückzustreichen. „Aber ich fürchte mich vor dem Zorn und dem Versagen.“
Tief in Tilas Brust begann das Wissen zu erwachen, dass es für sie nur einen Weg gab, um ihr Gewissen rein zu waschen und dass gerade dies der Weg war, den sie nicht gehen konnte, denn wagte sie es, sich den Elfen zu widersetzen, konnte sie niemals mehr zurückkehren. Tausend Gedanken sprudelten aus ihrem Kopf und wollten ihren Körper mit Kälte und Entsetzen lähmen, denn niemals zuvor hatte sie vor einer solchen Entscheidung gestanden. Niemals zuvor hatte sie sich entscheiden müssen, ob sie die Fehler ihrer Rasse duldete oder sich gegen sie stellte, um ein Unrecht zu sühnen, das sie selbst begangen hatte.
„Vielleicht laufe ich draußen in ein Schwert und dein Opfer wäre vergebens“, gab der Dämon zu bedenken und flüchtete sich in ein Lächeln.
„Aber ich kann nicht gehen und dich hier zurücklassen. Ich habe zuviel gesehen, als dass ich dein Schicksal akzeptieren könnte und ich habe leider verstanden, dass du nicht hier sein solltest. Kayra, ich kann dich hier nicht zurücklassen. Immerhin bin ich Schuld daran, dass du hier bist..“
Der Dämon zögerte, senkte die Blicke und versank flüchtig in missmutigen, dunklen Gedanken, ehe er die Blicke hob und Tila fest anblickte, ohne sie bedrängen zu wollen.
Mit einem Mal wurde Tila klar, dass sich der Gesichtsausdruck des Kriegers verändert hatte. Ein sanftes Lächeln erhellte seine eisernen Züge und verlieh ihm ein fast engelhaftes Antlitz.
Obwohl Tila zunächst nicht verstand, was geschehen war, wusste sie doch, dass etwas geschehen war. Müde hob Kayra den Kopf und blickte direkt an Tila vorüber zur Tür und sein Lächeln wich einem Ausdruck von tiefer Traurigkeit.
Zaghaft folgte Tila seiner Bewegung und wand die Blicke zur Tür. Schemenhaft und von den Schatten der Finsternis fast völlig umhüllt, hatte eine schmale Gestalt den Raum betreten, den die Elfe beinahe augenblicklich erkannte.
Gilia.
Die Elfe hatte den Raum unbemerkt betreten und sanft eine Hand auf den Elfenkristall gelegt, der noch immer in der steinernen Klaue lag. Ein sanfter, flackernder Faden erhob sich aus dem funkelnden Kristall und fiel seidig durch den Raum, um sich mit dem Drachenauge zu verbinden.
„Ich habe nicht damit gerechnet, dich hier anzutreffen“, flüsterte Gilia an Tila gewand und löste ihre Finger von der kalten Oberfläche des Steins.
Kayras Blicke verschlossen sich. Mit hilflosen Blicken senkte er das Haupt und ließ seine Blicke über das Amulett wandern, dem erneut ein sanftes, rotes Licht entwichen war, welches sich irgendwo, in der Mitte des Raumes mit dem Strahl des Kristalls verbunden hatte.
„Sicher hast du mittlerweile einige Dinge erfahren, die unseren Lísiarn betreffen“, fuhr Gilia leise fort und trat näher, um eine Hand auf Tilas Schulter zu legen. „Sicher hat er dir erklärt, dass er sein Schicksal akzeptiert und keinen Widerstand geleistet hat, als wir ihn hergebracht haben. Um ihn am Leben zu halten, ohne das Drachenauge zu gefährden, haben wir Elfen beschlossen, Kayra in tiefen Schlaf zu legen, aus dem er niemals mehr erwachen darf.“
Der harte Klang ihrer Stimme ließ die kleinen Härchen auf Tilas Rücken zu Berge stehen.
„Mein Gott“, flüsterte sie und löste sich ruckartig von Gilias Hand. „Wie konnte ich so blind sein? Ihr wollt ihn töten!“
Ihre Blicke wanderten zu Kayra, der mit den Vorgängen seines Körpers schwer zu kämpfen hatte und dabei war, die Augen zu schließen, um wieder in seine Starre zu verfallen, die es ihm erlaubte, am Leben zu bleiben, obwohl der Elfenkristall ihn tötete.
Endlich, schwach, schaudernd, begann Tila zu begreifen, was hier, tief in der Dunkelheit vor sich ging.
„Tila“, murmelte Gilia sanft. “Er war einverstanden, zu schlafen.“
Ein grauenvolles Gefühl, von Gott und der Welt verraten zu sein, raste durch den Geist der Elfe, zerstörte und höhlte all ihre Illusionen aus und ließ sie innerlich zu tausend Scherben zerfallen.
„Kayra!“, fauchte Tila, packte den Dämon am Kragen und begann, ihn zu rütteln. „Du darfst nicht schlafen! Sie töten dich! Sie legen dich nicht schlafen! Sie wollen-“
Ein wirrer Ausdruck, huschte über das Gesicht des Dämonen, ehe er noch einmal ruckartig den Kopf hob, um dem Zauber alles entgegen zu setzen, was er in seinem geschwächten Zustand aufbringen konnte.
Ein schwaches Gefühl von Hoffnung begann in Tilas Herz aufzukeimen. „Du musst durchhalten, Kayra!“
„Genug!“, fauchte Gilia. „Bist du von Sinnen, Tila? Was tust du? Wir haben einen Handel!“
„Nein!“, entfuhr es Tila. Energisch wich sie wenige Schritte zurück, um sich schützend zwischen die Elfe und den Dämon zu stellen. „Es war ein Fehler, zuzulassen, dass ihr ihn herbringt! Ihr wollt ihn töten und nach allem, was ich gehört habe, verstehe ich auch, weshalb! Gilia! Die Kraft des Steins ist nicht für uns! Sie gehört Kayra, solange er den Stein trägt.“
„Eben darum“, setzte Gilia zögernd an und ließ die Hand zu ihrem Schwertgriff wandern. „Eben darum werden wir ihn ihm abnehmen.“ Ihr Lächeln erstarb. „Es tut mir leid, dass du den Weg hier herab gefunden hast, denn damit bist du unbrauchbar für uns geworden, Tila. Ich fürchte, dass wir uns von dir trennen müssen. Wenn du Sympathien für Dämonen pflegst, scheinst du unsere Gebote vergessen zu haben.“
Ein zorniges Knurren entwich Kayras Kehle, während sich der Krieger in den Elfenfäden aufbäumte, um seine Fesseln zu zerreißen, doch seine ohnehin geschwächten Versuche, sich zu befreien endeten in einem Ausbruch totaler Erschöpfung, die ihm langsam die Besinnung raubte. Ein tiefes, endlos tiefes Seufzen drang aus seiner Kehle und hallte, wie ein erlischender Windhauch, durch den Raum.
Tila begriff. Kayra würde sterben und sie mit ihm. Sie wusste genau, was es bedeutete, aus den eigenen Reihen ausgestoßen zu werden und obgleich ihr Leib vor Angst wie gelähmt war, konnte sie keine Furcht empfinden. All ihre Gedanken waren bei Kayra und mit aller Herzenskraft hoffte sie, dass er durchkommen würde und die Kraft besaß, nicht einzuschlafen und mit der Zeit zu sterben.
„Ich muss eine Wache rufen“, sprach Gilia sanft. „Oder du gibst mir dein Wort, dass du mich begleitest. Du hast damals einen Schwur gestanden, dass du die Regeln des Rates verstehst, Tila. Komm mit mir. Ich lasse dich deine Sachen zusammen suchen und bringe dich zu Elirád und Kalmadírn.“
„Nein“, wisperte Kayra. „Verbieten euch eure widerwärtigen Gesetze, auf das eigene Herz zu hören? Wie erbärmlich bist du geworden, Gilia? Wie sehr hat deine Machtgier deinen Geist benebelt, dass du Freund von Feind nicht zu unterscheiden vermagst?! Ist das das Erbe der heiligen Elfen?“ Mit den letzten Worten spuckte er zu Gilias Füßen auf den steinernen Boden. „Wenn ihr eure Regeln vergessen habt, dann bin ich der Letzte, der nach den Regeln spielt.“
Wütend zog Gilia ihren Dolch und war mit zwei Schritten vor Kayra, um die Klinge an seinen Hals zu pressen. „Wage es nicht, meine Prinzipien zu verspotten, Dämon!“
Knurrend zog sie die Hand zurück und wand sich an Tila. „Komm, wir müssen gehen.“
Ihre Nägel gruben sich tief ins Fleisch, als sie Tilas Arm packte und die junge Elfe zur Tür zerrte. In jenem Augenblick, als ein greller Strahl aus dem Elfenkristall brach und Kayra aus den Fäden zu Boden fiel und leblos zusammen sackte.

Dickschädel Offline

Opatrus



Beiträge: 761

09.06.2007 14:57
#8 RE: Dämonia - Die Gabe des Lebens (Kapitel 1) Antworten

Is irgendwie sehr lebhaft geschrieben gefällt mir , außerdem mag ich allgemein Fantasie Geschichten, alle meine Lieblingsbücher sind Fantasie Geschichten!



Ich seh was du nicht siehst!

Kayra Offline

Vermid


Beiträge: 15

10.06.2007 17:21
#9 RE: Dämonia - Die Gabe des Lebens (Kapitel 1) Antworten

Danke dir =)

casualty Offline

Cestoda



Beiträge: 34

26.06.2007 10:12
#10 RE: Dämonia - Die Gabe des Lebens (Kapitel 1) Antworten



ganz im ernst dein geschichte is gut. ich hoffe es gibt bald mehr davon - bin wirklich begeisetert. dein schreibstyle is einfach genial. metaphern sind gut gesetzt, es liest sich halbwegs flüssig. ich würd mir's kaufen....

Matzn




Stop this stupid propaganda! Stop this fucking comercial lies! Is this really what you\'re thinking? or just another comercial crime?

Kayra Offline

Vermid


Beiträge: 15

04.07.2007 17:49
#11 RE: Dämonia - Die Gabe des Lebens (Kapitel 1) Antworten

Ich glaube nicht, dass ich hier noch mehr davon zeige, wird mir momentan einfach zu stressig. Aber danke euch =) Wer dennoch weiterlesen will, kann mich nach einen Link fragen, wo die Fortsetzung steht.

casualty Offline

Cestoda



Beiträge: 34

05.07.2007 22:17
#12 RE: Dämonia - Die Gabe des Lebens (Kapitel 1) Antworten

also ganz offizell; frage ich dich: WILLST DU MIR DEN LINK GEBEN? .... wär echt nett...

Matzn




Stop this stupid propaganda! Stop this fucking comercial lies! Is this really what you\'re thinking? or just another comercial crime?

Kayra Offline

Vermid


Beiträge: 15

09.07.2007 20:13
#13 RE: Dämonia - Die Gabe des Lebens (Kapitel 1) Antworten

Also, so ganz ohne Werbung:

http://www.storyparadies.de <- hier schreib ich als "Sturmkind"
http://www.fanfiktion.de <- hier schreib ich als "Kayra"

Bei fanfiktion (ne, die Geschichte ist keine Fanfiktion!) bin ich immer schneller am Posten. Schau einfach, wo dir das Lesen angenehmer ist =)
Auf meiner Hp gibts die Story auch, aber bei Storyparadies und FF.de bin ich weiter am Posten und da ist nicht so viel störende Werbung..

So, das war's =)

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